WIE EINE GITARRE -
WARUM STRUKTUR NICHT GLEICH FUNKTION IST
Achtung! Ich schlage jetzt einen Akkord auf meiner imaginären Gitarre an: drrrrngggg…
Uuuh, der klang aber schräg!
Mit der Gitarre scheint etwas nicht zu stimmen. Ich gehe mal mit ihr los, um den Fehler zu finden.
Der erste Gitarrendoktor untersucht ihr Holz. Die Probe ergibt: Kein Befund, alles in Ordnung. Mir werden trotzdem ein paar Mittelchen mitgegeben.
Bei der Radiologin wird ein Röntgenbild gemacht. Es scheint aber alles an Ort und Stelle zu sein.
Die Lage spitzt sich zu. Im folgenden Gespräch werden mir Möglichkeiten erläutert, mehrere Saiten auszutauschen. Sie scheinen zwar noch intakt zu sein, aber man könne das mal versuchen.
Nun weiß ich wirklich nicht mehr. Alle sagen, meine Gitarre sei in Ordnung, aber sie klingt doch immer noch so verstimmt! Drrrrrnggg! Es muss wohl an meiner Psyche liegen…
Das ist eigentlich eine ganz lustige Geschichte, oder? Denn mal ehrlich- euch war doch wahrscheinlich von Anfang an klar, was der Gitarre fehlt: Sie muss gestimmt werden, ganz klar! Dafür muss gar nichts an ihrer Struktur verändert werden. Ein paar gekonnte Bewegungen an den Wirbeln, an welchen die Saiten verankern, reichen aus, um deren Spannung zu verändern – und somit den Klang zu harmonisieren.
Was die Geschichte aber auch traurig macht, ist die Tatsache, dass es so viele Menschen gibt, welche eine große Verstimmtheit in ihrem Körper wahrnehmen und an verschiedenen Stellen Hilfe suchen, um ihren Fehler zu finden.
Je mehr untersucht wird, desto mehr wird auch gefunden. Arthrose. Vitaminmangel. Kurze Beine. Die Gefahr bei solchen Befunden besteht darin, sofort eine kausale Verbindung zur Symptomatik herzustellen. So als wäre eine Macke im Holz meiner Gitarre verantwortlich für deren Verstimmung.
Am schlimmsten ist es oft für diejenigen, bei denen nichts gefunden wird. Da heißt es dann schnell, sie würden sich ihre Symptome mehr oder weniger einbilden.
Das alles spricht von der Vormachtstellung der Struktur in unserer Kultur. Die Struktur kann man sehen, anfassen und messen. Man kann sie verändern durch medikamentöse oder chirurgische Eingriffe. Man kann sie im wahrsten Sinne begreifen.
Funktion hingegen ist nicht so anschaulich. Aber auch diese lässt sich testen. Der Blutdruck beispielsweise ist eine Körperfunktion, ebenso wie die Herzfrequenzvariabilität, die auch in der Medizin nun Einzug hält. Von uns kennt ihr Muskeltests und Stabilitätsprüfungen (mehr dazu hier: WER SCHWANKT DENN DA?).
Das Schönste ist aber, dass sich die Funktion eines jeden Menschen ganz einfach verbessern lässt. Indem ein geschulter Chiropraktor einen gezielten Impuls gibt, welcher die Spannung des Nervensystems verändert – und zwar so, dass danach mehr Harmonie im Körper herrscht.
Ob man deiner Gitarre ihre vielen Erfahrungen an den Macken im Holz ablesen kann oder sie frisch aus der Werkstatt zu kommen scheint – stimmen lässt sie sich ganz sicher. Man muss nur wissen, wie.
Noch mehr über Struktur und Funktion liest du hier: WIE KABELSALAT – WARUM MUSKELAUFBAU NICHT DER ERSTE SCHRITT SEIN SOLLTE